Karate als moderner Wettkampfsport

Nachdem Karate-do von Gichin Funakoshi bereits 1905 auf der japanischen Insel Okinawa als offizieller Schulsport eingeführt worden war und sich verschiedene Karate-Gruppen in Japan 1949 zur Japan Karate Association (JKA) zusammengeschlossen hatten, fand im Jahre 1957 die erste japanische Meisterschaft statt. (Homepage der JKA: www.jka.or.jp)

Zuvor hatten sich hervorragend ausgebildete Karate-Lehrer der JKA, unter der Führung von Prof. Masatoshi Nakayama, Leiter der Sportfakultät der Takushoku-Universität in Tokio, sowie Hidetaka Nishiyama intensiv über ein Regelwerk von Wettkämpfen beraten und hierbei verschiedene Bewertungskriterien sowie Schutzausrüstungen getestet. 

Es steht zweifelsohne fest, dass die enorme Beachtung und Anerkennung, welche die JKA erzielte, indem sie Karate-Wettkämpfe abhielt, der weltweiten Verbreitung des Karate zugute kam.

Die erfolgreichen Absolventen des mehrjährigen, sehr harten Instruktor-Kurses waren und sind bis dato führend im Wettkampfgeschehen, und nahezu alle früheren als auch heutigen international tätigen JKA-Instruktoren - aber auch die bekanntesten europäischen bzw. westlichen Karate-Meister - können auf eine erfolgreiche Wettkampflaufbahn zurückblicken. (Anmerkung: Hideo Ochi, 9. Dan, der JKA-Chiefinstruktor für Deutschland und Europa, ist sogar einer der wenigen "Grand Champions".)

Karate-Wettkämpfe sind für Zuschauer gewiss faszinierend und spannend, für die teilnehmenden Karatekas stellen sie einen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung - ganz im Sinne des traditionellen Karate-do - dar, da der Wettkampf ein breites Erfahrungsspektrum beinhaltet.

Als moderne Kampfsportart bietet Karate also die Möglichkeit, sich durch Turniere und Meisterschaften im sportlichen Wettkampf, unter Beachtung eines seit Jahrzehnten feststehenden, erprobten und fairen Reglements, zu messen und zu bewähren. 

 

  • KATA-SHIAI (Perfektionsturnier): Bei dieser Wettkampfdisziplin gibt es zwei Bewertungssysteme: Beim Flaggensystem führen zwei Teilnehmer ("Rot und Weiß") nach Wahl des Hauptkampfrichters die entsprechende Kata aus. Der Sieger wird direkt durch Kampfrichterentscheid (japan.: "Hantei") ermittelt. Beim Punktesystem führen die Gewinner des Flaggensystems ihre Kata nacheinander vor. Die Kampfrichter geben ihre Punktwertung direkt im Anschluss an die Vorführung ab. Sieger ist der Karateka mit der höchsten Punktzahl. (Anmerkung: Die Kata ist ein Kampf gegen mehrere imaginäre Gegner. Sie ist eine Folge exakt festgelegter Abwehr- und Angriffstechniken, die im gleichzeitigen Zutagetreten von Kampfgeist, Geschmeidigkeit, Dynamik und Rhythmuswechsel vorgetragen werden müssen. Die Kata verkörpert auf diese Weise also Ästhetik und gleichzeitig Härte und Nutzanwendung für den realen Kampf. Weitere Infos auch auf unserer Homepage unter: Einige Besonderheiten des Karate-do)

 

  • KUMITE-SHIAI (Freikampf): Beim Kumite stehen sich die beiden Kontrahenten auf der Kampffläche gegenüber. Die beiden Kämpfer setzen Faust- und Fußstöße ein und versuchen dadurch innerhalb der vorgegebenen Kampfzeit (2 Minuten) Punkte zu erzielen. Obwohl die Techniken mit vollem Einsatz ausgeführt werden, müssen sie kurz bevor sie die angegriffene, verwundbare Körperstelle des sportlichen Gegners berühren, zu Ende gebracht werden (japan.: "Sun-Dome"), da sie sonst eine zerstörerische Wirkung hätten. Wenn einer der Kämpfenden wirklichen Aufschlagkontakt mit dem Gegner hat, gilt dies als Regelverstoß. Bei leichterem Regelverstoß spricht das Kampfgericht eine Verwarnung aus, bei ernsteren oder wiederholten Verstößen die Disqualifikation. Einen vollen Punkt ("Ippon") und damit auch den Sieg, erhält der Kämpfer, wenn sein Angriff karatetechnisch einwandfrei war, einen halben Punkt ("Waza-Ari"), wenn er fast einwandfrei war.

 

  • Beide Wettkampf-Disziplinen können auch als Team-Wettbewerb ausgetragen werden.

 

Anmerkung:

Die Wettkampzeit kann gut mit einem Schleifstein verglichen werden, mit dessen Hilfe die "Klinge des Schwertes", also der Karateka, geschliffen und geschärft wird.

Nach Beendigung der relativ kurzen Wettkampfphase im Leben des Karateka (sie beträgt i.d.R. nicht mehr als zehn Jahre) sollte die Wettkampfzeit jedoch zum Karate-DO, als lebensbegleitende Kampfkunst, führen (japan.: "Shogei Karatedo"), denn "oberstes Ziel in der Kunst des Karate ist weder Sieg noch Niederlage, sondern das Streben nach der Vervollkommnung des eigenen Charakters." (Masatoshi Nakayama)